Österreichische Forscher haben nach eigenen Angaben erstmals Mikroplastik in Stuhlproben von Menschen nachgewiesen.Die winzigen Plastikpartikel finden sich ubiquitär verteilt.
Greenpeace hatte bei einer Antarktis-Expedition Anfang des Jahres Wasser und Schneeproben untersucht und sieben von acht Wasserproben fanden sich Spuren von Mikroplastik. Noch ist das Wissen über Herkunft, Verbreitung und Folgen von Plastik in der Umwelt und in Organismen noch sehr lückenhaft. Es gibt noch keine internationale Definition, was unter Mikroplastik genau zu verstehen ist. Nach neuerer Terminologie wird Mikroplastik nach der Quelle und Art der Freisetzung unterschieden. Als primäres Mikroplastik werden Partikel bezeichnet, die gezielt hergestellt (Typ A) und z.B. in Kosmetika eingesetzt werden (Peelings, Zahnpasta).
Daneben werden unter Typ B Kunststoffpartikel zusammengefasst, die während der Nutzung freigesetzt werden (z.B. Reifenabrieb, Textilfasern). Sekundäres Mikroplastik entsteht durch langsame Zersetzung in der Umwelt (siehe Foto). Jede mechanische Beanspruchung von Kunststoffen führt zu einem geringen Abrieb und setzt dabei Mikropartikel frei. Daher ist es nicht überraschend, dass diese auch auf Agrarprodukten, in Fischen und Muscheln und in verarbeiteten Futter- und Lebensmitteln und sogar im Trinkwasser gefunden werden können.
Daher verwundert es nicht dass in der österreichischen Studie in den Körperausscheidungen von 8 Probanden auch Mikroplastik-Partikel entdeckt wurden. Die mediale Aufregung um diesen Befund ist nicht nachvollziehbar.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält es derzeit für unmöglich, eine gesundheitliche Risikobewertung für die Aufnahme von Mikroplastik über die Nahrung abzugeben. Das hängt unter anderem auch damit zusammen, dass neben einer eindeutigen Definition bislang auch keine allgemein anerkannten und geprüften Methoden zur Identifizierung und quantitativen Analyse von Mikroplastik zur Verfügung stehen.
Die Vielfalt der Kunststoffe kompliziert schon den qualitativen Nachweis. Eine robuste quantitative Analyse von Plastikpartikeln ist noch schwieriger und eine Beurteilung von Ergebnissen bei der derzeitigen Datenlage ist schlicht unmöglich. Es wird selbstverständlich an Verfahren gearbeitet. Bis diese zu einem anerkannten Standardverfahren formuliert werden könnten, dürfte noch einige Zeit vergehen.
Zitat aus dem aktuellen Hintergrundbericht des BLL (Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde eV.)
Für Lebensmittelunternehmen gibt es momentan weder Anlass im Rahmen der Sorgfaltspflicht noch die analytisch-technischen Möglichkeiten, die Produkte auf Mikropartikel zu untersuchen. Die vom CVUA Münster veröffentlichte Methode dient spezifisch der Grundlagenforschung und wird nur dort zu Forschungszwecken angewandt.
Sie steht für die Routinekontrolle von Lebensmitteln nicht zur Verfügung, weder in amtlichen noch in privaten Laboratorien.
Dieser Feststellung können wir leider nichts entgegensetzen.
Wir werden die Entwicklung weiterhin für Sie im Blick behalten und sie über analytische Möglichkeiten zu gegebener Zeit informieren.
Author: Dr. Frank Mörsberger